Besonders interessante und typische Beratungsfälle von fu:stat
Jede Woche erreichen fu:stat spannende Beratungsfälle aus den verschiedenen Fachbereichen der Freien Universität. Unter den Analysen finden sich typische Anwendungsfälle, aber auch ungewöhnliche Fragestellungen methodischer und inhaltlicher Natur, wieder. Im Folgenden gibt es daher einen Einblick über ausgewählte Beratungen, welche wir als besonders anschaulich oder spannend empfunden haben!
Erhebung sensitiver Inhalte über Listenexperimente
Wie erfragt man so sensible Inhalte wie Alkoholkonsum, sexuelles Verhalten oder auch politische Einstellungen, wenn die Befragten in einem Land mit einem repressiven politischen System leben? Um eine ehrliche Antwort zu bekommen, darf man diese Fragen nicht direkt stellen. Eine Möglichkeit für eine indirekte Befragung ist die Verwendung kurzer Listen mit Fragen. Hier gibt der Befragte lediglich an, wie viele Punkte aus der Liste für den Befragten zutreffen.
Hierbei werden zwei Listen mit unterschiedlichen Fragen verwendet. Die erste Liste enthält nur unverfängliche Fragen. Eine zweite Liste enthält zusätzlich die sensible Frage. Aus der Differenz der Zutreffend-Nennungen kann man schließen, wie häufig die sensible Frage positiv beantwortet wird.
Der Einsatz dieser Befragungstechnik war Gegenstand einer Beratung für einen Forschungsantrag. Gegenstand der Forschung war die Ermittlung des Umweltbewusstseins in der Volksrepublik China.
Inwiefern wirkt sich die Mitbestimmung der Mitarbeiter/innen in börsennotierten Unternehmen auf die Vergütung der Geschäftsführer/innen aus?
Diese Fragestellung war der Gegenstand einer Datenanalyse im Rahmen einer Masterarbeit. Den untersuchten Daten lag eine Panelstruktur zugrunde, wodurch ein Fixed-Effects-Model oder First-Difference-Model geschätzt werden konnte. Bei den genannten Modellen kann mittels einer Transformation der Daten auf zeitkonstanten Faktoren kontrolliert werden. In dieser Anwendung war dieses Vorgehen notwendig, da sowohl die Mitarbeiteranzahl als auch die Vergütung der Geschäftsführer/innen mit den zeitkonstanten Faktoren korrelierten und somit den geschätzten Effekt verzerrt hätten.
Wie lässt sich der Geschlechterunterschied in der Wählerschaft von rechtspopulistischen Partien erklären?
Diese Frage sollte in dieser Analyse anhand einer Logistischen-Regression festgestellt werden, für das mehrere Spezifikationen definiert und miteinander verglichen werden. Für die Logistische-Regression ist eine binäre abhängige Variable notwendig. Daher wurde die Wahlentscheidung für eine rechtspopulistische Partei als binäre abhängige Variable, das Geschlecht als unabhängige Variable sowie weitere beobachtbare Faktoren in den weiteren Spezifikationen erfasst und anschließend ausgewertet.
Eine quantitative Inhaltsanalyse über Wahlkampfstrategien über Facebook im Bundestagswahlkampf 2021
Anhand von einer Negativ-Binomial-Regression sollte untersucht werden, welche Strategieelemente im Facbook-Wahlkampf verschiedener Parteien genutzt wurden. Dabei lag der Analyse Schwerpunkt insbesondere auf der Frage, ob die Strategien das User Engagement (Anzahl der Kommentare, Shares und Likes) beeinflussen. Da die abhängigen Variablen als Zähldaten erfasst worden sind, ist die Negativ-Binomial-Regression ein geeignetes Verfahren, um den Zusammenhang zu quantifizieren.
Gender-spezifische Effekte im Bereich von Organspenden
Im Rahmen einer Seminararbeit wurde der Frage nachgegangen, ob es Gender-spezifische Effekte im Bereich von Organspenden gibt. Dabei wurde mittels einer Fragebogenauswertung reale und hypothetische Szenarien abgefragt. Anschließend wurden die Geschlechts-spezifischen Unterschiede mittels Hypothesen-Tests und einer ANOVA ausgewertet.
Kann das Bedrohungsempfinden einer Person die Qualität von Aufgabenausführungen erklären?
Anhand einer Längsschnitt-Studie mit verschachtelten Daten sollte untersucht werden, ob Technologie- oder Pandemie-bedingter Stress sich auf das Bedrohungsempfinden von Personen auswirkt. Dabei wurden verschiedene Erhebungswellen der Pandemie und somit verschiedene Zeitepisoden mit harten gegenüber weichen Infektionsschutz-Maßnahmen zu vergleichen. Insbesondere wurde untersucht, ob der Technologischer-Stress nicht auf den Druck durch Technologien zurückführen ist, sondern allgemein das andauernde Bedrohungsempfinden in der Pandemie der tatsächliche Stressfaktor ist. Da in den Daten mehrere Zeitpunkte erfasst worden sind wurde für die Analyse ein Mehrebenen-Modell verwendet.